Was man beim Gewitter nicht tun soll

Beim Gewitter darf man nicht essen und nicht trinken, denn das ist dem lieben Gott nicht wohlgefällig. Man sagt auch:

"Den Beter lass beten,

den Schläfer lass schlafen,

den Fresser und Säufer schlag tot!" -

Für die letzte Zeile heißt es auch: "Den Spötter schlag tot."

Holzschläger und Waldarbeiter sagen auch:

"Vor der Eiche sollst du weichen

und die Buche sollst du suchen." -

Im Gewitter schilt der liebe Gott! - Kinder sollen sich fein lieb und folgsam verhalten, sonst schlägt der Blitz ein. Man sagt in Lutter auch, daß die Gewitter hier besonders heftig zur Entladung kommen, weil sie nicht über den Elm können. An der Scheidewelle, zwischen Sunstedt und Lelm, teilen sich die Gewitter. Früher soll hier mal solch großes und schweres Gewitter herauf gezogen sein, daß die Leute angst und bange geworden sind. Da hat man Militär heran geholt, das die Wolken auseinander geschossen hat. -

Eine goldene Kugel rollt durch die Spinnstube

Im Oberndorfe in Lelm, auf dem alten Bethmannschen Hofe, dem ältesten Hause des Dorfes, trug sich vor Jahren folgendes zu:

An einem Abend saßen die Jungen und Mädchen des Dorfes in der großen Stube, die links von der Däle liegt, beim Spinnen zusammen. Plötzlich ist auf der Däle ein lautes Gepolter und Rumoren. Von der Treppe kommt eine große, glühende Kugel herunter gepoltert, rollt durch das Zimmer in die nebenan liegende Kammer und von da in den dahinter liegenden Keller. -

Alles sah sich erschreckt an, als man aber dann nachsah, war die große, goldene Kugel verschwunden und wurde nie gefunden.

Der Schäferstein im Löhnebruch

Im Bornumer Löhnebruch steht ein alter Denkstein von einem Schäfer, der hier vor mehr denn hundert Jahren zu Tode gekommen ist. Die Sage weiß hierüber folgendes zu berichten:

Bei einem Gewitter stellte sich ein Schäfer mit seiner Herde unter einen Eichbaum, um Schutz vor Regen, Sturm und Blitz zu haben. Auf einmal schlägt ein Blitz in den Eichenbaum herein, fährt den Schäfer durch den Kopf und kommt au den Füßen wieder heraus. Der Hirte aber war sofort tot. -

Als nun des abends der Schäfer mit der Herde nicht nach Hause kam, ging man hinaus, um zu sehen, was für eine Ursache das Fernbleiben habe. Da steht der Hirte an einem Eichenbaum aif seinem Stab gelehnt, die Schafe um sich geschaart. Wie man ihn anspricht fällt er um. Er war inzwischen schon ganz steif geworden.

Zur Erinnerung an diese Begebenheit hat man den Gedenkstein hier errichtet. Man sagt auch noch bis auf den heutigen Tag in den Dörfern um den Elm:

"Vor der Eiche sollst du weichen

und die Buche sollst du suchen!"

Das versunkene Schloß

Dicht bei dem ehemaligen Dorfe Langeleben liegt im Walde verborgen ein kleiner Teich, der im Volke kurz "dä Gütte" genannt wird. Ob er von längst verklungenen Tagen und versunkener Schönheit träumen mag? -

Hier stand vor Zeiten ein stolzes Schloß, dessen Bewohner im Lande weit und breit gefürchtet waren. Alsman einmal wieder nach erfolgreichem Raubzuge ein wildes Fest auf der Burg feierte und die Ritter sich mit lauter Stimme ihrer bösen Taten rühmten, verfinsterte sich plötzlich der Himmel. -

Dumpf vernahm man in der Ferne das Grollen des Donners und hin und wieder zuckte ein greller Blitz um Türme und Zinnen des Hauses. Da stand der Burgherr auf, sah in die stillgewordene Runde und trotzig sagte er mit lauter Stimme, man solle ja ruhig weiter feiern! In diesem Hause führe der das Regiment und niemand anders! - Da erlosch das Licht. - Unter Donnern und Blitzen und einem furchtbaren Getöse versank das Räubernest in die sich öffnende Tiefe. An seine Stätte war ein tiefes, dunkles Wasser getreten. - Seitdem hält man auf dem Elme bei jedem Gewitter mit Essen und Trinken ein.

In der Sylvesternacht kann man auf dem Grunde der Gütte das versunkene Schloß sehen; nur muß man sich gut in acht nehmen, daß einem der Hakemann, der in dem Wasser wohnt, nicht in das kühle Naß hinunterzieht. -

Man weiß auch zu sagen, daß die wilde Jagd hier in den zwölf Nächten ihre Pferde tränkt. Wer sie dabei stört, muß fortan mitjagen bis an den jüngsten Tag. Erst viele Jahre später baute man in der Nähe eine neue Burg auf, deren Ruinen man jetzt noch sehen kann.